---Aktuell 28.08.23 --
Die Zahl der Patienten mit Nieren-Krankheiten ist im Saarland in der Altersgruppe ab 40 Jahren in den vergangenen zehn Jahren um rund 50 Prozent gestiegen. Ein Problem: Nieren-Erkrankungen werden oft erst spät erkannt.
m Saarland leiden von den 515 000 Bürgern über 40 Jahren, die bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, 34 085 an einer chronischen Erkrankung der Nieren. 1900 Patienten überleben nur mit regelmäßigen Blutwäschen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI), einer in Berlin ansässigen Forschungseinrichtung.
„Wir gehen jedoch von viel mehr Betroffenen aus, weil Nieren-Erkrankungen oft erst spät erkannt werden, denn sie sind jahrelang nicht zu spüren“, sagt Professor Dr. Danilo Fliser. Er ist Direktor der auf Nieren- und Hochdruckkrankheiten spezialisierten Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum des Saarlandes. Chronische Nieren-Krankheiten werden in fünf Stadien unterteilt. „In den Stadien zwei bis drei ist die Funktion der Nieren leicht bis mäßig eingeschränkt, doch die Betroffenen sind in der Regel noch nahezu beschwerdefrei“, erklärt Fliser.
Eine der Hauptaufgaben der Nieren besteht darin, Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern und zu entfernen. Beide Nieren zusammen wiegen etwa 300 Gramm und filtern pro Minute zwischen 90 und 120 Milliliter Blut. „Erst wenn es weniger als die Hälfte ist, kommt es zu spürbaren Beschwerden“, sagt Fliser. „Klare Warnhinweise sind Ödeme an Händen, Gesicht und Beinen.“ Auch Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schlafstörungen trotz starker Müdigkeit gelten als Symptome.
Wenn die Nieren geschädigt sind, sammeln sich Abfallprodukte im Körper an, die zu den gesundheitlichen Problemen führen. „Im Stadium fünf der Erkrankung, dem Nierenversagen, können nur noch regelmäßige Dialysen oder eine Nierentransplantation verhindern, dass der Patient stirbt“, sagt Fliser.
Es gibt mehrere Risikofaktoren, die die Nieren schädigen können. „Das sind vor allem Bluthochdruck, dessen Gefährlichkeit noch immer extrem unterschätzt wird, sowie Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Rauchen“, erläutert Fliser. Noch sind vor allem Menschen über 50 betroffen, „doch seit einigen Jahren verschieben sich Nieren-Erkrankungen ins jüngere Alter.“ Da inzwischen bei vielen Menschen der Blutdruck besser kontrolliert werde, steige die Zahl der Nierenkranken langsamer an.
„Auch Schmerzmittel wie Voltaren und Ibuprofen, die zum Beispiel oft bei orthopädischen Problemen eingenommen werden, können den Nieren schaden“, sagt Fliser. Solche Schmerzmittel unterdrücken die Durchblutung der Niere und die Bildung von Gewebshormonen, die für die Nierenregulation wichtig sind. „Bei vorgeschädigten Nieren kann schon eine Schmerztablette großen Schaden anrichten.“